Die Dakryozystorhinographie ist ein Kontraströntgenverfahren, das zur Beurteilung von Erkrankungen jeder Ebene des Tränennasensystems eingesetzt werden kann. Sie wird am Patienten unter Vollnarkose durchgeführt. Es werden laterale und dorsoventrale Röntgenaufnahmen des Schädels angefertigt, um vor der Kontrastmittelinstillation korrekte Aufnahmen sicherzustellen.
Der Patient wird für eine seitliche Röntgenaufnahme so positioniert, dass die betroffene Seite nach oben zeigt und die Nase leicht abgesenkt wird, um einen retrograden Fluss von Kontrastmittel in die Nasenhöhle zu verhindern. Das obere Punctum wird kanüliert und der Tränennasengang mit 0,9 %iger Kochsalzlösung gespült. Über das oberen Punctum wird ein jodhaltiges Kontrastmittel injiziert (z.B. Optiray®), während das untere Punctum mit Fingerdruck oder einer Pinzette verschlossen wird. Eventuell kann das Kontrastmittel mit hyaluronhaltigen Augentropfen angedickt werden, um einen zu schnellen Durchfluss zu verhindern.
Das benötigte Kontrastmittelvolumen variiert zwischen 0,5–1,0 ml bei Hund, Katze und Kaninchen und 3,0–5,0 ml bei Pferd, Kuh und Lama. Das Kontrastmittel wird kontinuierlich injiziert, bis einige Tropfen an den äußeren Nasenlöchern erscheinen oder ein Reflux aus dem oberen Punctum um die Kanüle auftritt. Anschließend wird das Röntgenbild angefertigt. Zusätzliche Röntgenprojektionen, einschließlich DV, und Schrägansichten werden nach Bedarf angefertigt, um jede identifizierte Pathologie zu charakterisieren. Wenn während der Dakryozystorhinographie eine unvollständige Füllung des NL-Systems erkennbar ist, sollten zusätzliche Kontrastmittel instilliert werden.
Erworbene Tränennasengangs-Erkrankungen können vom Gang selbst oder angrenzenden Strukturen ausgehen, einschließlich den Nasenhöhlen, den Stirnhöhlen und des Oberkiefergebisses. Eine primäre oder sekundäre Pathologie des Tränennasengangs aufgrund eines Traumas, neoplastischer oder entzündlicher Erkrankungen kann im Dakryozystorhinogramm als vollständige oder teilweise Obstruktion, Abweichung, zystische Dilatation und/oder Unregelmäßigkeit erkannt werden.
Beim Hund wurden mit Hilfe des Dakryozystorhinogramms beschrieben: zystische Dilatationen des Tränennasengangs, periduktale Osteolyse und Ausdehnung des Tränennasen-Sacks im Zusammenhang mit der Bildung von Granulomen und Pflanzensamen-Fremdkörpern, Obstruktionen aufgrund von Zahnerkrankungen oder Neoplasien der Nasenhöhle.
Die Computertomographie-Dakryozystorhinographie (CT-DCRG) bietet eine hervorragende Bildgebung des Tränengang-Systems.
Die farbverstärkte CT-DCRG- und 3D-CT-DCRG-Rekonstruktion bei chronischer Dakryozystitis bei einem Hund hilft, beim Verständnis der komplexen Pathologie des Tränennasen-Systems, unter Berücksichtigung der Beziehungen zum angrenzenden Augenhöhlen- und Gesichtsskelett.