Unter Glaukomen wird eine Gruppe von Augenkrankheiten verstanden, die in späten Stadien die Nervenzellen der Netzhaut (Retina) und des Sehnerven schädigen können. Unbehandelt kann durch progressives Absterben der retinalen Ganglienzellen und ihrer Axone ein vollständiger Sehverlust entstehen. Im Gegensatz zum menschlichen Glaukom tritt bei allen Tierarten mit Glaukom ein erhöhter Augeninnendruck auf, der den Hauptrisikofaktor darstellt.
Glaukome bei Hunden können auf Grundlage der möglichen Ursache, des gonioskopischen Erscheinungsbilds des Filtrationswinkels oder der Dauer/dem Stadium der Erkrankung klassifiziert werden. Da jedoch kein einzelnes Klassifizierungsschema vollständig zufriedenstellend ist, werden in der Regel Kombinationen aller drei Schemata verwendet.
• Offewinkel/Normalwinkel: akut/chronisch
• Engwinkel/geschlossender Winkel: akut/chronisch
• Uveitis
• Linsenluxation
• intumeszierende Katarakt
• phakolytische/phakoklastische Uveitis
• Hyphäma
• intraokuläre Neoplasien
• Aphakie
• maligner Ziliarblock
• Melanose/Pigmentzellproliferation
• Pigmentzellexfoliation/anteriore Uvealzysten
• große Netzhautablösungen (Schwartz-Matsuno Syndrom)
• Silikonöle in der vorderen Augenkammer
• postoperative Hypertension
• Dysplasie des Ligamentum pectinatum
• Goniodysgenesie
Bei den primären Glaukomen entwickelt sich die Augeninnendruckhöhung ohne gleichzeitige weitere Augenerkrankungen. Sie ist bei vielen Hunden erblich bedingt und entwickelt sich meist beidseitig. Primäre Glaukome können durch einen abnormalen biochemischen Stoffwechsel der Trabekelzellen des Ausflusssystems oder durch die physikalischen Auswirkungen einer Pupillenblockade und Veränderungen des Iridokornealwinkels und der Skleroziliarspalte entstehen. Eine Dysplasie des Ligamentum pectinatums oder die Verfestigung benachbarter pektinärer Bänder zu breiten Schichten (ursprünglich als mesodermale Dysgenese bezeichnet) kommt bei Hunden häufig vor und wird häufig bei vielen primären Engwinkelglaukomen beschrieben.
Bei sekundären Glaukomen ist der Anstieg des Augeninnendrucks mit einer bekannten vorangegangenen oder gleichzeitig auftretenden Augenerkrankung verbunden, die die Abflusswege des Kammerwassers physisch behindert.
Bei angeborenen Glaukomen ist der erhöhte Augeninnendruck oft mit mehreren Anomalien des vorderen Segments verbunden, und die Erhöhung des Augeninnendrucks entwickelt sich bald nach der Geburt.
Beim Hund bilden die primären und rassebedingten Glaukome sowie die sekundären Glaukome die größten klinischen Gruppen. Angeborene Glaukome in den ersten Lebensmonaten mit offensichtlichen Anomalien des vorderen Augenabschnitts sind selten.